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HÄLTST DU SIE IMMER NOCH?

Tanzan Hara war ein berühmter Zen-Mönch und buddhistischer Gelehrter der Meiji-Zeit. Er wurde der erste Lektor für Indische Philosophie an der Universität Tokio sowie Mitglied der Japanischen Akademie. 1892 starb er im Alter von 74, bereits am Vortage wissend, dass er sterben würde. Zwanzig Minuten bevor er für immer seine Augen schließen sollte, schrieb er Postkarten an enge Freunde, in denen stand: “Ich möchte dich davon in Kenntnis setzen, dass ich bald sterben werde.” Bekannt wurde er dafür, dass er in der Meditationshaltung verstarb, doch ungewöhnliche Eigenschaften zeigte er schon von Jugend an.

Als junger Pilgermönch reiste er einmal mit einem engen Freund über die Landstraßen. Eines Tages kamen die beiden zu einem seichten, schmalen Fluß. Da es keine Brücke gab, mussten sie den Fluß durchwaten. Zufällig sahen sie eine schöne junge Frau, die sich nicht traute, den Fluß zu durchqueren. Tanzan bot ihr an: “Ich werde dich herübertragen. Halte dich gut an meinen Schultern fest, in Ordnung?” Er hielt das Mädchen leicht fest und trug es über den Fluß.

Das Mädchen dankte Tanzan errötend, doch er hörte sie nicht, weil er schnell seinem Freund nacheilte. Die beiden Mönche gingen eine Meile schweigend nebeneinander her. Der Freund schien missgestimmt zu sein. Schließlich konnte er nicht mehr an sich halten und sagte offen heraus: “Du machst uns Schande. Gehört es sich vielleicht für einen Mönch, ein Mädchen zu umarmen?” Er schaute ärgerlich.

Tanzan tat so, als verstünde er nicht, schaute sich um und sagte: “Wie? Was für ein Mädchen?”

“Tu doch nicht so. Du hast doch gerade erst ein schönes Mädchen gehalten.”

“Ha, ha, ha, ha, ha ― das Mädchen meinst du. Ich habe sie über den Fluß getragen und wieder heruntergesetzt. Und du hast sie in deinen Gedanken die ganze Zeit getragen?”

Auf diese Antwort wusste sein Freund nichts mehr zu entgegnen.

Beim Fotografieren müssen wir den Film weitertransportieren, nachdem wir den Auslöser betätigt haben. Ansonsten wird der Film doppelt belichtet. Ebensowenig sollten wir vergessen, den Film in unserem Geist weiterzudrehen, wenn sich unsere Umgebung vom einen Augenblick zum nächsten ändert.

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